Der Kunde macht die Kugel

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Härter, schwerer, verschleißärmer: Wie SiLi in Warmensteinach auf die Anforderungen des Marktes reagiert

Die Entwicklung hört nie auf. Das betrifft nicht nur die Entwicklung neuer Produkte, die den Markt überschwemmen. Um die Produkte herstellen zu können, braucht es eine Idee. Ein Design. Einen Werkstoff. Und: Das Material, um den Werkstoff bearbeiten zu können. Keramikkugeln aus dem Warmensteinacher Unternehmen SiLi, der Sigmund Lindner-GmbH, werden in endlos vielen Prozessen eingesetzt. Und entwickeln sich mit den Herstelleranforderungen mit.

Die keramischen Mahlkugeln, mit denen die Sigmund Lindner GmbH aus Warmensteinach im Fichtelgebirge auf dem Weltmarkt vertreten ist, unterliegen einem stetigen Weiterentwicklungsprozess. An der Stellschraube dreht: der Kunde. „Wir bekommen oft Anfragen von Kunden, die ein Produkt haben oder anbieten wollen, für das die Standard-Mahlkugeln nicht mehr geeignet sind“, sagt Dr. Achim Müller, Produkt-Manager für Ceramic Beads, die Keramik-Mahlkugeln von SiLi. „Der Kunde kommt mit einem Werkstoff, aus dem er die Kugeln haben will. Mahlkugeln, die aus dem gleichen Material sind wie das Produkt, das er anbieten möchte.“

Die keramischen Mahlkugeln mit Durchmessern zwischen 0,1 und 2,5 Millimetern müssen immer höheren Anforderungen genügen, sagt Müller. Das gilt für die herkömmlichen Zirkonoxid-Kugeln in ihren unterschiedlichen Ausprägungen und Einsatzmöglichkeiten ebenso wie für die Spezialkugeln, die bei SiLi entwickelt werden. Allein von den Zirkonoxid-Kugeln werden bei SiLi pro Jahr rund 100 bis 150 Tonnen produziert.

„Der Verschleiß der Kugel soll möglichst gering sein. Der Kunde will die Kugeln möglichst lange nutzen, gleichzeitig darf sich die Qualität seines Produktes natürlich nicht verändern“, sagt Müller. Der Spagat, den man bei SiLi dabei stets gehen muss: „Eine hohe Haltbarkeit der Kugel, eine möglichst geringe Kontamination des Produkts.“ Denn: Während eines Produktionsprozesses „kann der Kunde nicht die Kugeln wechseln“, sagt Müller.

Für verschiedene Anwendungsbereiche wird das Anforderungsprofil immer weiter nach oben verschoben. Derzeit arbeiten die Entwickler bei SiLi nach Müllers Worten unter anderem an einer Wolframkarbid-Mahlkugel, die beispielsweise bei der Herstellung von Druckfarben eingesetzt werden kann. „Die Wolframkarbid-Kugeln haben eine etwa 50 Prozent höhere Dichte als die Standard-Mahlkugeln. Sie bringen eine höhere Energie beim Vermahlen. Der Kunde kann sein Produkt feiner und zum Teil schneller vermahlen und kann eine stabilere Prozessführung erreichen.“ Ein Anwendungsprofil, für das die herkömmliche Zirkonoxid-Kugel nicht mehr ausreichen würde.

Ebenfalls eine Neuentwicklung von SiLi, die der Weiterentwicklung auf dem Markt der Leuchtmittel geschuldet ist: Kugeln aus Siliziumnitrid, „die eingesetzt werden für LED-Werkstoffe“, wie Müller sagt. Während Mahlkugeln aus Warmensteinach bislang vor allem in der Lack-, Farben und Pigmentindustrie oder in der pharmazeutischen Industrie verwendet werden, erweitert sich das Spektrum jetzt auch in Richtung der Herstellung neuartiger Batterien: Siliziumkarbidkugeln, an denen man bei SiLi gerade entwickelt, können bei der Siliziumgewinnung zum Einsatz kommen. Ebenso gerade auf den Mark gekommen: Kugeln aus Yttriumoxid. „Die Kugeln eignen sich für die LED-Herstellung, weil Yttrium ein Element aus der Gruppe der seltenen Erden ist. Dadurch kann es zu keiner Kontamination des Werkstoffs oder des Produkts kommen, das der Kunde ver- oder bearbeitet.“

Ein weiterer spannender Werkstoff, aus dem das Unternehmen Mahlkugeln entwickelt, besteht aus einer speziellen Eisenoxid-Verbindung. Sie werden magnetisiert, über ein äußeres angelegtes Magnetfeld angetrieben und können so in völlig neuartigen Mühlen eingesetzt werden. Ein Anwendungsbereich für die magnetisierten Kugeln ist zum Beispiel die Aufbereitung von Zement.